06 Mai 2025

Selbstständig als Elektriker – eigenes Elektrounternehmen gründen oder kaufen?

Ein Weg, als Elektriker Arbeit zu finden und Geld zu verdienen, ist ein eigenes Elektrounternehmen. Dieses kannst du entweder selbst gründen oder dir ein fertiges Exemplar direkt unter den Nagel reißen. Für Letzteres gibt es spezielle Webseiten, auf denen komplett eingerichtete Betriebe wie Elektrogeräte im Sonderangebot angeboten werden.

Willst du dich als Elektriker selbstständig machen? Dann gibt es einiges zu beachten. Von der Gewerbeanmeldung bis zu gesetzlichen Vorgaben und Kundenakquise – wir geben dir einen kompakten Überblick über die wichtigsten Voraussetzungen und Schritte auf dem Weg in die Selbstständigkeit als Elektrotechniker.

Geschätzte Lesedauer: 11 Minuten

Wie gründet man sein eigenes Elektrounternehmen?

Für die Gründung eines eigenen Elektrounternehmen spricht, dass es auf dem Markt in Deutschland eine starke Nachfrage gibt und dass die Elektroindustrie ständig wächst. Daher ist ein solches Unternehmen oftmals gut positioniert, um erfolgreich zu sein. Wie groß der Erfolg wird, hängt jedoch auch von der Marktforschung und der Gewinnung geeigneter Mitarbeiter ab.

Voraussetzungen für die Unternehmensgründung

Für den Gründer des Unternehmens sollten gewisse persönliche Voraussetzungen gegeben sein. Dazu gehören:

  • Selbstmotivation: Eine Betriebsgründung ist kein einfaches Unterfangen und es gibt viele Hürden zu überwinden. Um diese anzugehen, muss ein entsprechender Wille und Wunsch zum Erfolg vorliegen.
  • Fähigkeit zur Kommunikation: Es müssen Beziehungen zu Kunden aufgebaut werden. Auch ist ein Netzwerk mit anderen Betrieben und Zulieferern wichtig. All das bedeutet aber auch, dass hier kommuniziert werden muss.
  • Organisationstalent: Projekte müssen geplant und durchgeführt werden. Der Geschäftsalltag ist zu bewältigen und all das muss mit einem Team geschehen.
  • Risikobereitschaft: Du gehst ein finanzielles Risiko nicht nur bei der Gründung, sondern auch bei der Übernahme von Projekten ein. Das muss für dich möglich sein, ohne dass die seelische Belastung dadurch zu stark wird.
  • Unternehmerisches Denken: Als Unternehmer geht es um den Profit und das muss auch so verstanden werden. Schließlich und endlich muss auch das Fachwissen vorhanden sein. Dafür ist die Ausbildung zum Elektriker zwingend notwendig.

Nun fragst du dich, ob du dich auch ohne Meistertitel selbstständig machen kannst. Die kurze Antwort lautet: Ja – aber mit Einschränkungen. Das geht einmal mit einem Meister als Partner und ein anderes Mal im Bereich der sogenannten zulassungsfreien Handwerke. Auch dort gibt es Elektroniker Tätigkeiten, die du übernehmen kannst.

Unternehmensgründung Schritte

Für die Gründung brauchst du weiterhin eine eigene Marktanalyse. Damit kannst du sehen, ob sich der Schritt in die Selbstständigkeit lohnt und in welchem Bereich er am besten funktionieren kann. Du musst einen Businessplan erstellen und dein Gewerbe anmelden. Auch steht die Anmeldung in der Handelskammer an.

Die Kosten für die Gründung des Betriebes variieren, doch Erfahrungswerte zeigen, dass sie bei rund 80.000 € liegen. Das schließt das Stammkapital und die Anmeldung des Gewerbes und den Beitrag für die Handelskammer mit ein.

Für das neue Unternehmen muss die passende Rechtsform gewählt werden. Dafür gibt es zum Beispiel die GmbH, die UG und die GbR. Auch musst du dich im Bereich der Steuern ein wenig auskennen. Für dich sind vor allem die Einkommenssteuer, die Körperschaftssteuer, die Umsatz- und Lohnsteuer und die Gewerbesteuer relevant. Deren genaue Höhe hängt von verschiedenen Faktoren, darunter auch die Rechtsform des Unternehmens, ab.

Heutzutage ist das Gründen eines Unternehmens einfacher denn je. Das geht innerhalb weniger Tage online. Dafür gibt es etablierte Portale und spezialisierte Anwälte, damit alles von Anfang an rechtlich sicher abläuft. Dieselben Plattformen bieten auch Unterstützung bei steuerlichen Fragen und weiteren Aspekten der Gründung.

Einen kompletten Elektrobetrieb kaufen

Möchtest du einen Elektrobetrieb besitzen, ohne dafür erst alles aufbauen und einrichten zu müssen, gibt es einen anderen Weg als die Gründung. Du kannst auch einfach einen komplett eingerichteten Betrieb kaufen und dann deinen Elektroservice anbieten. Das heißt, hier bekommst du alles, was du brauchst. Du hast die Geschäftsräume und die Werkstatt, du bekommst die Fahrzeuge des Betriebes und kannst eventuell sogar die Mitarbeiter übernehmen.

Gibt es einen Haken? Im Prinzip nicht. Du fängst nur auf einem höheren Level an. Dafür musst du dich aber schon ein wenig mit der Führung eines Betriebes auskennen. Auch kostet das Ganze oft ein wenig mehr, doch dafür bekommst du halt nicht nur einen angemeldeten Betrieb, sondern auch all die Dinge, von Computer über Werkzeug bis hin zu Räumlichkeiten, die für die Arbeit des Betriebes von Bedeutung sind.

Theoretisch brauchst du auch hier wieder keinen Meistertitel. Allerdings bist du dann verpflichtet, entsprechendes Fachpersonal schnellstmöglich einzustellen – es sei denn, du übernimmst diese Aufgabe selbst im Betrieb. Dafür musst du Folgendes tun:

  • Geh auf die entsprechenden Seiten und finde dort die verschiedenen Anzeigen der Unternehmen, die nach einem neuen Eigentümer suchen.
  • Finde dein Traumunternehmen und nimm Kontakt zum Verkäufer auf – aber spring nicht blindlings ins kalte Wasser. Verschaffe dir vorher einen klaren Überblick.
  • Lass dir alle wichtigen Zahlen zeigen und überlege dir, ob sie für dich Sinn machen. Das gilt sowohl in käuflicher Hinsicht, ob du genügend Material für dein Geld bekommst, und in unternehmerischer Hinsicht. Hier ist es wichtig, zu sehen, welche Verpflichtungen für den Betrieb bestehen, wie der Kundenstamm aussieht und welche Potentiale der Standort hat.

Im Prinzip geht es darum, herauszufinden, ob das Unternehmen gut läuft. Ist das der Fall, dann lohnt es sich, den Betrieb zu übernehmen. In diesem Zusammenhang solltest du vor allem klären, ob der Besitzer eines gut laufenden Betriebes einfach in den Ruhestand geht oder ob ein Unternehmer ein sinkendes Schiff rechtzeitig verlassen möchte. Achte darauf, dass du mit dem Betrieb auch die Verträge der Zulieferer und den Kundenstamm übernimmst. Hier sollte nichts anderes vereinbart werden.

Lohnt sich ein eigenes Elektrounternehmen?

Egal, ob es um eine Neugründung oder den Kauf eines Unternehmens geht, es ist immer richtig, danach zu fragen, ob es sich überhaupt lohnt, ein eigenes Elektrounternehmen zu besitzen. Die Antwort darauf ergibt sich aus einem Blick in die Wirtschaft.

Die Elektroindustrie in Deutschland hat eine robuste Dynamik in Hinsicht Innovation und Wachstum. Daraus lässt sich schließen, dass auch in der näheren Zukunft viele Kunden auf Elektrounternehmen zuströmen werden.

Der Umsatz im Bereich der Elektroindustrie steigt. Zugleich steigt auch der Anteil an Fachkräften in diesem Bereich. Im Jahre 2021 wurden rund 20 Milliarden Euro für die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich investiert. Über einen Zeitraum von 5 Jahren wurden 7.200 neue Patente angemeldet.

Für 2022 lag der Umsatz der gesamten Elektroindustrie bei 225 Milliarden Euro. Der Exportwert betrug dabei 245 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Beschäftigten um 2,7% auf 898.000 Arbeitskräfte. Auch in den Jahren 2022 und 2023 waren mehr als 62.900 Studierende im Studiengang Elektrotechnik und Elektronik eingeschrieben.

Der Umsatz einer kleinen bis mittelgroßen Elektrofirma liegt regelmäßig zwischen 50.000 und 5 Millionen Euro pro Jahr. Das heißt, dass es sich aus der Sicht der Wirtschaft und des einzelnen Betriebes auch heute noch sehr wohl lohnt, ein eigenes Elektrounternehmen zu besitzen.

1. Die Marktanalyse

Unabhängig davon, ob du deinen Betrieb gründen oder kaufen möchtest, sollte am Anfang immer die Analyse des Marktes stehen. Damit kannst du erkennen, ob sich der Schritt in die Selbstständigkeit für dich in einer bestimmten Region lohnt und welche Chancen sich dir dort bieten.

Eine Marktanalyse beginnt damit, dass du den Zielbereich des Marktes definierst. Das heißt, ausgehend vom Alter, Einkommen und bestimmten Verhaltensmerkmalen entscheidest du, an wen du dich mit dem Angebot deines Unternehmens richten möchtest. Möchtest du Familien helfen, bestehende elektrische Verkabelungen daheim zu reparieren oder zu erweitern? Oder Möchtest du auf dem Bau helfen und Leitungen legen? Möchtest du Industriebetriebe mit deinem Service betreuen? Möchtest du zu einem Zulieferer werden?

Von deinem Zielmarkt ausgehend, solltest du bestimmen, wie groß dein Markt ist. Das bedeutet, dass du recherchieren und analysieren musst, inwiefern dein Angebot gefragt sein wird und welcher Umsatz sich damit erreichen lässt. Dabei sollten Daten aus der Gegenwart als Grundlage für dein Abschätzen zukünftiger Einnahmen sein. Es geht nicht darum, Profite schönzurechnen, sondern realistische Prognosen zu erstellen.

Als nächstes kommt die Konkurrenzanalyse. Gibt es andere Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind? Welchen Marktanteil haben diese, welchen Umsatz erwirtschaften sie und was sind ihre Erfolge? Aus Jahresberichten und anderen Quellen im Internet lässt sich einschätzen, welche Barrieren der Markt für neue Unternehmen aufweist und welche Stärken gefragt sind bzw. welche Schwächen bei der Konkurrenz vorliegen.

Danach kommt die Kundenanalyse. Konzentriere dich dabei auf die Kunden, die dir den größten Umsatz geben könnten. Recherchiere deren Wünsche und deren Bedürfnisse, so dass du dich auf diese vorbereiten kannst.

Am Ende kommt die Analyse des Marktpotenzials. Analysiere die aktuelle Lage sowie die Entwicklungen der Vergangenheit. Daraus kannst du ableiten, welche Chancen und Gewinnaussichten sich dir bieten.

2. Die Finanzierung eines Elektrobetriebes

Ein besonders wichtiger Punkt für die Gründung oder den Kauf eines eigenen Betriebes ist die Finanzierung. Damit müssen sowohl die Investitionen für die Eröffnung und den Kauf selbst als auch die laufenden Kosten der Anfangszeit gedeckt werden.

Die Finanzierung kann sich aus diesen Mitteln ergeben:

  • Eigenkapital: Damit bist du unabhängig, doch du trägst auch ganz allein das Risiko.
  • Bankkredite oder andere Darlehen: Damit bist du davon abhänging, andere von deiner Vision zu überzeugen. Jedoch verlierst du nicht einfach all dein Geld, falls der Betrieb nicht wie geplant einen Gewinn erwirtschaftet.
  • Staatliche Fördermittel: Hierfür müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, aber dafür muss die Summe nicht in jedem Fall zurückgezahlt werden.
  • Investoren: Du erlaubst anderen, im Gegenzug für deren Geld, am Profit des Betriebes teilzuhaben. Dafür tragen diese einen erheblichen Teil des Risikos, während du im Erfolgsfall weniger Geld in der eigenen Tasche hast.

Plane auf keinen Fall mit dem letzten Cent, den du in der Tasche hast. Sei dir bewusst, dass es länger dauern, teurer werden und komplizierter sein wird, bis dein Betrieb in die grünen Zahlen kommt. Diese Zeit muss überbrückt werden und dieses Risiko muss abgedeckt sein.

3. Das Einstellen von Mitarbeitern

Gerade dann, wenn ein existierender Betrieb gekauft werden soll, aber du noch keinen Meistertitel besitzt, ist es besonders wichtig, qualifizierte Mitarbeiter zu haben. Darüber hinaus musst du natürlich in jedem Fall bei entsprechendem Bedarf auch die entsprechenden Arbeitskräfte anstellen.

Das Einstellen von Mitarbeitern erscheint auf den ersten Blick simpel, doch es müssen verschiedene arbeitsrechtliche Bestimmungen beachtet werden. Das schließt die folgenden Schritte mit ein:

  • Eine Lohnbuchhaltung muss eingerichtet werden
  • Die Anmeldung in der Berufsgenossenschaft muss erfolgen
  • Du musst dich mit dem Kündigungsschutz, mit Vorschriften zu den Arbeitszeiten und Regelungen zum Mindestlohn auskennen

Ob du einen eigenen Elektrobetrieb gründest oder ein bestehendes Unternehmen übernimmst, hängt von deinen Zielen, deiner Erfahrung und deiner Risikobereitschaft ab. Die Neugründung bietet maximale Gestaltungsfreiheit, erfordert aber mehr Zeit und Kapitalaufwand. Der Kauf eines bestehenden Betriebs kann dir den Einstieg erleichtern – mit vorhandener Kundenbasis, etablierten Strukturen und schnellerer Umsatzgenerierung. Beide Wege führen in die Selbstständigkeit – wichtig ist, dass du gut vorbereitet bist, rechtliche und fachliche Voraussetzungen erfüllst und mit einem klaren Plan startest.