Der Schweißer: sein Zertifikat & Schweißerprüfung
Ein Schweißer zu sein, heißt, eine Ausbildung gemacht zu haben. Diese Ausbildung kann mit einem Zertifikat nachgewiesen werden. Dies ist wiederum die Voraussetzung für eine Beschäftigung und den Einsatz des Schweißers im Rahmen der Beschäftigung.
Inhaltsverzeichnis
Der Schweißerpass
Der Schweißerpass, der Schweißerschein bzw. das Schweißerzertifikat, dies sind drei Worte für die gleiche Sache. Schweißen wird in Lehrgängen erlernt und diese sind eine zwingende Voraussetzung, bevor das Schweißen im privaten oder beruflichen Rahmen ausgeübt werden kann.
Die Kenntnisse aus den Lehrgängen und vor allem dem erfolgreichen Bestehen der damit verbundenen Prüfungen werden mit dem Schweißerpass bescheinigt. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Ausbildungen, die bei den Schweißen Grundlagen anfangen und die verschiedenen Verfahren und Materialien im Einzelnen behandeln. Moderne Werkstoffe kommen mit vielen Verarbeitungsanforderungen. Diese müssen für das Schweißen, die Sicherheits- und die damit verbundenen Qualitätsanforderungen beachtet werden. Das heißt aber auch, dass das Schweißen eine hohe Kompetenz erfordert.
Der Schweißerschein zeigt, dass eine Schweißprüfung erfolgreich abgelegt wurde. Das bedeutet auch, dass der Besitzer des Scheins in der Lage ist, die moderne Schweißtechnik zu nutzen. Auch kann er das Schweißverfahren verwenden und er versteht die wichtigen Details, die die beteiligten Werkstoffe betreffen. Auch weiß er über die Gefahren des Schweißens und er kennt sich damit aus, wie mit diesen Gefahren umzugehen ist.
Darüber hinaus dient der Schweißerpass auch als Erlaubnis, bestimmte Arbeiten zu verrichten, bei denen besondere Anforderungen an die Schweißnaht gestellt wurden. In anderen Worten, der Schweißerschein ist die Voraussetzung dafür, eine berufliche Tätigkeit als Schweißer aufzunehmen.
Die verschiedenen Schweißerscheine und ihre Bedeutungen
Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Schweißerscheine, die erworben werden können. Welche für eine Arbeit gebraucht werden, hängt davon ab, welche Schweißverfahren zum Einsatz kommen. Vom Elektro Schweißen bis zum Unterwasserschweißen, es gibt eigene Lehrgänge, Prüfungen und Bescheinigungen. Dazu gibt es weitere Scheine für die Produktform, die Art der Naht, die Zusatzstoffe, die Schweißposition und noch mehr.
Ein Schweißerschein identifiziert die möglichen Arbeiten über eine lange Kombination aus Nummern und Buchstaben und kann zum Beispiel so aussehen:
ISO 9606-1 111 P BW FM1 A s4D50 PA ss nb
Bedeutung der Kombinationen:
- ISO 9606-1 – Norm
- 111 – Schweißverfahren
- P – Produktform
- BW – Naht
- FM1 – Schweißzusatzgruppe
- A – Zusatzmaterial
- s4 D50 – Abmessungen des Werkstückes
- PA – Schweißposition
- ss nb – Schweißnahtbeschreibung

Mögliche ISO Kombinationen:
- ISO 9606-1 – Stahl
- ISO 9606-2 – Aluminium
- ISO 9606-3 – Kupfer
- ISO 9606-4 – Nickel
- ISO 9606-5 – Titan
Schweißverfahren
- 111 – Lichtbogenschweißen
- 111 – Lichtbogenhandschweißen
- 114 – Metall-Lichtbogenschweißen mit Fülldrahtelektrode ohne Schutzgas
- 121 – Unterpulverschweißen mit Massivdrahtelektrode
- 125 – Unterpulverschweißen mit Fülldrahtelektrode
- 131 – Metall-Inertgasschweißen mit Massivdrahtelektrode
- 135 – Metall-Aktivgasschweißen mit Massivdrahtelektrode
- 136 – Metall-Aktivgasschweißen mit schweißpulvergefüllter Drahtelektrode
- 138 – Metall-Aktivgasschweißen mit metallpulvergefüllter Drahtelektrode
- 142 – Wolfram-Inertgasschweißen ohne Schweißzusatz
- 143 – Wolfram-Inertgasschweißen mit Fülldraht oder Füllstabzusatz
- 145 – Wolfram-Inertgasschweißen mit reduzierenden Gasanteilen im ansonsten inerten Schutzgas und Massivdraht- oder Massivstabzusatz
- 15 – Plasmaschweißen
- 311 – Gasschweißen mit Sauerstoff-Acetylen-Flamme
Produktform
- P – Blech (Plate)
- T – Rohr (Tube)
Naht
- BW – Stumpfnaht (Butt Weld)
- FW – Kehlnaht (Fillet Weld)
Schweißzusatzgruppe
- FM1 – unlegierte Stähle und Feinkornstähle
- FM2 – hochfeste Stähle
- FM3 – warmfeste Stähle Cr < 3,75 %
- FM4 – warmfeste Stähle 3,75 Cr 12 %
- FM5 – nichtrostende und hitzebeständige Stähle
- FM6 – Nickel und Nickellegierungen
Zusatzmaterial: Umhüllte Elektroden, Route A, Route B:
Route A
- A – sauer umhüllt
- B – basisch umhüllt oder basische Fülldrahtelektrode
- C – zelluloseumhüllt
- R – rutilumhüllt oder rutile Fülldrahtelektrode – langsam erstarrende Schlacke
- RA – rutilsauer umhüllt
- RB – rutilbasisch umhüllt
- RC – rutilzelluloseumhüllt
- RR – dick rutilumhüllt
Route B
- 03 – rutilbasisch umhüllt
- 10 – zelluloseumhüllt
- 11 – zelluloseumhüllt
- 12 – rutilumhüllt
- 13 – rutilumhüllt
- 14 – rutil- und eisenpulverumhüllt
- 15 – basisch umhüllt
- 16 – basisch umhüllt
- 18 – basisch und eisenpulverumhüllt
- 19 – limenitumhüllt
- 20 – eisenoxidumhüllt
- 24 – rutil-und eisenpulverumhüllt
- 27 – eisenoxid- und eisenpulverumhüllt
- 28 – basisch und eisenpulverumhüllt
- 45 – basisch umhüllt
- 48 – basisch umhüllt
Fülldrähte
- M – Metallpulver-Fülldrahtelektrode
- P – rutile Fülldrahtelektrode – schnell erstarrende Schlacke
- V – Fülldrahtelektrode – rutil oder basisch/ uorid
- W – Fülldrahtelektrode – basisch/ uorid, langsam erstarrende Schlacke
- Y – Fülldrahtelektrode – basisch/ uorid, schnell erstarrende Schlacke
- Z – Fülldrahtelektrode – andere Arten
- S – Massivdrahtelektrode/-stab
- nm – kein Zusatzwerkstoff
s4 D50 – Abmessungen des Werkstückes
Hier gibt es nur die Stärke und die Dimensionen des Werkstückes.
Schweißposition
- PA – Wannenposition
- PB – Horizontalposition
- PC – Querposition
- PD – Horizontal-Überkopfposition
- PE – Überkopfposition
- PF – Steigposition
- PG – Fallposition
- H-L045 – Steigposition
- J-L045 – Fallposition
- PH – Steigendschweißen
- PJ – Fallendschweißen

Schweißnahtbeschreibung
BW – Stumpfnaht
- ss – einseitiges Schweißen
- mb – Schweißen mit Schweißbadsicherung
- nb – Schweißen ohne Schweißbadsicherung
- gb – Gaswurzelschutz
- fb – Schweißpulverabstützung
- bs – beidseitiges Schweißen
- ci – Schweißzusatz Einlegering
FW – Kehlnaht
- sl – einlagig
- ml – mehrlagig
311 Gasschweißen mit Sauerstoff-Acetylen-Flamme
- lw – nach links Schweißen
- rw – nach rechts Schweißen

Die Schweißerprüfung – Einen Schweißerschein erwerben
Der Schweißerschein wird mit dem erfolgreichen Ablegen einer Abschlussprüfung für einen Lehrgang erlangt. Das heißt, es muss zuerst eine Aus- oder Weiterbildung absolviert und im Anschluss daran die Prüfung bestanden werden.
Die Aus- oder Weiterbildung kann über private Anbieter besucht werden. Dazu gehören Schweißerwerkstätte ebenso, wie Volkshochschulen. Darüber hinaus bieten die Hersteller von Schweißtechnik ihre eigenen Schweißkurse an. Diese Aus- und Weiterbildungen bzw. Lehrgänge oder Seminare sind nicht mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung gleichzusetzen. Diese wird separat benötigt.
In einem Schweißerkurs wird grundlegendes Wissen vermittelt. Dazu gehören neben dem Schweißen selbst auch der Umgang mit den Geräten, den Zusätzen, den Gasen und mehr. Auch sind darin die Arbeitstechniken, die Vorbereitungen für die Schweißnaht und die Kunde über die Werkstoffe eingeschlossen.
Ebenso werden Fehler gelehrt. Das heißt, es wird vermittelt, welche Fehler beim Schweißen auftreten können und wie diese vermieden werden. Dazu gehören Schweißnahtfehler, der Verzug des Werkstückes oder ein Schrumpfen des Materials. Auch wird vermittelt, wie eine Schweißnaht geprüft werden kann und welche Gefahren bei der Arbeit zu vermeiden sind. Das schließt auch die persönliche Schutzausrüstung und Vorschriften für den Arbeitsschutz mit ein.
Die Prüfung für den Schweißerschein
Die Prüfung für den Schweißerschein dient dazu, sowohl die theoretischen Kenntnisse, als auch die praktischen Fertigkeiten, die im Lehrgang vermittelt wurden, zu testen und nachzuweisen. Dementsprechend kommt die Prüfung auch mit zwei Teilen, einem theoretischen Part und einem praktischen Part.
Der theoretische Teil greift die theoretischen Inhalte aus dem Lehrgang auf. In dem praktischen Teil werden Prüfungsstücke angefertigt, die dann in der Folge von dem Prüfer begutachtet werden. Dabei kommt es auf eine normgerechte Erbringung der Arbeit und ein ordentliches Schweißergebnis an.
Darüber hinaus wird der Lehrgangsteilnehmer auch in der Handhabung der Schweißgeräte geprüft. Die Schweißzeichen und -symbole müssen erkannt werden und der Werkstoff muss richtig vorbereitet werden. Für die Qualität der Schweißnähte wird eine Prüfung mittels Sicht und Durchstrahlung durchgeführt.
Weiterhin muss der Prüfling beweisen, dass er entsprechende Maßnahmen zur Unfallverhütung ergreift. Dazu gehören Sicherheitsmaßnahmen gegen Brand, Explosion und andere Gefährdungen.
Die Gültigkeitsdauer der Prüfung
Die Gültigkeitsdauer einer Prüfung beträgt in der Regel 2 Jahre. Das bedingt jedoch auch, dass die Gültigkeit alle 6 Monate bestätigt wird. Das muss schriftlich durch den Arbeitgeber oder die Schweißaufsichtsperson geschehen. Die Unterschrift dient dazu, zu belegen, dass der betreffende Schweißer innerhalb der zertifizierten Arbeiten tätig war und dass er dabei seine Kenntnisse richtig eingesetzt hat.
Die Verlängerung bzw. die Wiederholung der Prüfung in einem Rhythmus von zwei Jahren dient dazu, dass alle Fähigkeiten, die für das Schweißen benötigt werden, auf dem geforderten Niveau bleiben. Auch können damit Fortschritte in der Entwicklung vermittelt werden, so dass die Schweißer immer hinsichtlich der Sicherheit und der Verfahren auf dem neuesten Stand sind.
Die Kosten für den Schweißerschein
Die Kosten, die mit einem Schweißerschein verbunden sind, hängen sehr stark von dem Verfahren und den Vorkenntnissen ab. Soll es zum Beispiel um das Geländer Schweißen mit Stahl gehen, kann ein Kurs mit 1.400 Euro zu Buche schlagen. Dazu kommt eine Gebühr für die Prüfung, die zwischen 200 und 300 Euro liegt.
Einen Schweißerpass verifizieren
Es gibt kein internationales Anerkennungsverfahren für einen Schweißerpass. Dementsprechend muss der einzelne Schein geprüft werden. Das geht über die Stelle, die diesen ausgestellt hat. Dafür kann ein Arbeitgeber einfach auf die Webseite des lehrenden Institutes gehen und den Schein einscannen. Er wird sehr schnell ein Ergebnis dazu erhalten, ob das Institut wirklich diesen Schein für diese Person ausgestellt hat oder ob es sich um eine Fälschung handelt.
Fazit
Ein Schweißerschein ist eine unbedingte Voraussetzung für eine Anstellung als Schweißer. Dabei zeigt die Nummer des Scheins an, welche Materialien in welchen Verfahren und Positionen damit bearbeitet werden können. Die Kosten für den Schein richten sich danach, welches Verfahren mit welchen Vorkenntnissen gelehrt wird. Darüber hinaus kann der Arbeitgeber den Schein eines Bewerbers einfach über die Seite des Instituts, die den Schein angeblich ausgestellt hat, seine Echtheit überprüfen.